29.04.2024,
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Graz (OTS) - Gut gemeint, aber sehr schlecht gemacht. Die Uhr tickt.
Ab 30. Dezember 2024 soll von der gesamten Wertschöpfungskette Forst
und Holz – Forstwirtschaft, Sägebetriebe, Papierindustrie – die
EU-Entwaldungsverordnung umgesetzt werden. „Gut gemeint, aber sehr
schlecht gemacht. Was ursprünglich darauf abzielte, die globale
Entwaldung und ganz voran die Abholzung der Tropenwälder zu stoppen,
ist wegen der vollkommen überzogenen und praxisfremden Regeln nicht
umsetzbar. Der bürokratische Aufwand ist unverhältnismäßig und bringt
keinen Mehrwert“, übt Präsident Franz Titschenbacher scharfe Kritik.
Ein Praxistest hat sich als nicht umsetzbar herausgestellt, stellt
die Wertschöpfungskette Forst- und Holzwirtschaft vor unzähligen
Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt. Präsident Franz
Titschenbacher bekräftigt: „Für die Waldbesitzerinnen und
Waldbesitzer ist es nicht nachvollziehbar, warum sie trotz
nachhaltiger Bewirtschaftung und kontinuierlicher Zunahme der
Waldfläche absurden, bürokratischen Schikanen ausgesetzt werden
sollen.“ Er verlangt: „Eine rasche und grundlegende Überarbeitung der
EU-Entwaldungsverordnung sowie eine ausreichende Fristerstreckung bei
der Umsetzung. Wir sind bereit, in enger Zusammenarbeit mit der
EU-Kommission und den EU-Ländern konstruktive praktikable Lösungen zu
erarbeiten.“ Österreich hat in dieser Frage in Brüssel von einer
Allianz aus 20 Ländern, darunter Finnland, Italien, Polen, die
Slowakei, Slowenien und Schweden, unterstützt.
Beispiele unnotwendiger, bürokratischer Auswüchse. Statt mit
weniger Bürokratie sind die heimischen Waldbauern, Almbauern und
Tierhalter mit einem unnotwendigen, überbordenden Verwaltungswahnsinn
konfrontiert.
Beispiel 1: Wird eine gewisse Zeit eine Almfläche nicht beweidet,
verwaldet sie. Werden diese Flächen nach Jahren für eine Weide wieder
reaktiviert, weil ein Enkelkind die Bewirtschaftung nach Jahren
wieder übernimmt, dann dürfen die Rinder dort zwar weiden, aber das
Fleisch darf nicht mehr verkauft werden, obwohl es bestes
Tierwohlfleisch ist.
Beispiel 2: Ein Kleinwaldbesitzer verkauft einem Tischler einige
Baumstämme für die Möbelerzeugung und muss für jeden Baum den genauen
Standort im Wald samt wissenschaftlichem, lateinischen Namen der
Baumart angeben. Das gilt auch dann, wenn die Bäume nicht von einer
Waldfläche stammen. Die Daten müssen bei Kontrollen nachgewiesen
werden, sonst drohen Strafen.
Beispiel 3: Bei einem Industriebetrieb werden täglich hunderte
LKW-Fuhren mit Holz abgeladen. Dabei sind für die Stämme tausende
Referenznummern zu hinterlegen. Dies multipliziert sich bei den
nachfolgenden Bearbeitungsstufen zum Beispiel in der Papierindustrie.
Die Folge: Analysen zeigen, dass bei einem einzelnen Buch, dass von
einem Verleger in Verkehr gebracht wird, bis 300.000 Grundstücke zu
hinterlegen sind – ein absurder Bürokratie-Irrsinn, um zu beweisen,
dass das verwendete Holz nicht aus einer Rodungsfläche stammt.
Österreich ist kein Risiko-Land für Waldrodungen. Sowohl
Waldfläche als auch Holzvorrat in den Wäldern nehmen in Österreich
und auch in Europa seit Jahrzehnten zu. Titschenbacher:
„Waldumwandlungen in Österreich unterliegen strengen behördlichen
Genehmigungsverfahren und jede Nutzung ist mit der strengen Pflicht
zur Wiederbewaldung verbunden. Damit entsprechen wir ohnedies dem
Ziel der EU-Entwaldungsverordnung.“ Die Waldfläche in Österreich ist
seit den 1960er Jahren um die Größe des Burgenlandes gewachsen. In
den vergangenen 25 Jahren hat die Waldfläche in der Steiermark sogar
um 17.000 Hektar zugenommen, während weltweit beispielsweise durch
Urwaldrodungen die Waldfläche abnimmt.
Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer: Österreich ist Vorreiter in
der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. „Österreich hat eines der
modernsten Forstgesetze der Welt und unsere steirischen
Forstwirtinnen und Forstwirte haben die nachhaltige Bewirtschaftung
unserer Wälder perfektioniert. Ich appelliere an
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, mutig zu sein und
einen europäischen Bürokratieabbau auch in der Forstwirtschaft
zuzulassen.“
Franz Sinabell, Agrarexperte Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO.
Vorhaben schießen über das Ziel hinaus. „Die Forstwirtschaft ist die
Basis für eine dynamische und wirtschaftlich erfolgreiche
Wertschöpfungskette, welche vielfältige Güter aus dem Rohstoff Holz
hervorbringt. Darin fanden 2021 insgesamt nicht ganz 250.000 Personen
in Österreich Beschäftigung. In der Steiermark sind es in der Forst-
und Holzwirtschaft inklusive der Bioökonomie rund 70.000 Menschen.
Das entspricht einer deutlichen Zunahme gegenüber den Jahren davor,
betont der Wirtschaftsforscher.“ Und weiter: „Damit der Anteil der
Beschäftigten aber die Marke von 5,5 Prozent der Beschäftigten in der
Volkswirtschaft überspringt, ist es nötig, Barrieren der Entwicklung
zu beseitigen, Innovationen Raum zu geben und in produktive Zweige zu
investieren. Die Sorge ist groß, dass durch eine überbordende
Bürokratie die Wertschöpfungskette Forst und Holz als wichtiger
Wirtschaftsbooster für den ländlichen Raum Schaden erleidet.“
Christian Schnedl, Geschäftsführer Papier-Holz-Austria: „Der zu
erwartende bürokratische Mehraufwand ist für unsere Industriebetriebe
in dieser Form und in dieser so kurzen Zeit nicht zu bewältigen.
Diese Husch-Pfusch-Gesetzgebung gehört umgehend repariert. Wir sind
gerne dabei, einen praxistauglichen Beitrag für entwaldungsfreie
Lieferketten zu machen.“
Paul Lang, Obmann Waldverband Steiermark. „Die vorliegende
EU-Entwaldungsverordnung ist ein Schlag in das Gesicht der heimischen
und europäischen Waldbesitzer, der Almbauern und Tierhalter. Jeder
Holzstamm, der verkauft wird, muss mit einer Nummer versehen werden,
um zu beweisen, dass dieses Holz aus keiner Entwaldung ohne
Wiederaufforstung kommt. Man wirft uns mit illegalen
Regenwald-Abholzungen in einen Topf, obwohl wir eines der strengsten
Forstgesetze der Welt haben und die Waldfläche in Österreich ohnehin
jährlich zunimmt.“
Bitte Petition unterschreiben. „Um dieses Bürokratiemonster
EU-Entwaldungsverordnung zu verhindern, bitte ich die Steirerinnen
und Steirer, die Petition ‘Selbstbestimmte Waldbewirtschaftung‘ zur
Erhaltung unseres Kulturgutes Wald zu unterschreiben. Mit jeder
Unterschrift kommen wir ein Stück näher, dass die Waldbäuerinnen und
Waldbauern ihre Wälder weiter nachhaltig bewirtschaften können“,
appelliert Lang.
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